FI – Family Institute
Sie konnte es einfach nicht glauben. Immer wieder las sie auf ihrem Display die auf Sie und ihren Mann zertifizierte Nachricht. Frau Alison de Grande und Herr Julian de Grande »… sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass aufgrund eurer beruflichen Leistung, Lebensgestaltung und sozialem Umfeld ihr die ideale Voraussetzung für die Geburt eurer zwei erwünschten Kinder erfüllt. Euer zuständiges Family Institute steht für ein erstes Beratungsgespräch jederzeit zur Verfügung. Die Koordinaten haben wir eurem Allsa-Bot bereits übermittelt. Holt euch bitte kurzfristig einen Termin.«
Damit hatte sie nie gerechnet, wo doch hier in der Siedlung, Alpha Getto genannt, der Wohnraum recht eng war, sie eigentlich recht schlichte Leute waren, sich nie um einen Elite Status beworben hatten, der für ihren Mann Julian auch aussichtslos gewesen wäre. Er war als Pförtner mehr oder minder ein lebendiges Requisit eines Supermarktes der Foodboot-Kette, die zur Allsa-Gruppe gehörte. Dort saß er von Dienstag bis Freitag für vier Stunden und grüßte einfach nur freundlich. Das machte einen guten Eindruck auf die Kunden.
Draußen hörte sie Stimmen. Sie ging auf den Balkon ihrer 48,5 Quadratmeter großen Wohnung im 38. Stock und schaute auf den gegenüberliegenden Block, der quasi das spiegelverkehrte Abbild ihres Blockes war. 40 Stockwerke hoch und 600 Meter lang. Sie sah zahlreiche Menschen auf dem Balkon, die jubelten und tranken. Offensichtlich hatte nicht nur sie diese Glücksbotschaft erreicht. Aus dem Hintergrund tönte eine Stimme aus der Küche. »300 Gramm Multikorn Qualitätsbrot fertig. Bitte mit 40 Gramm Butteraufstrich und 50 Gramm Edelwurst belegen. Macht 1.700 Kalorien für heute.« Mit 96 Kilo hatte sie sich gerade fürs Abnehmen entschieden und machte eine natürliche Diät. Julian stand plötzlich in der Tür. Sein Dienst war beendet. Freudig strahlte der kleine, untersetzte Mann seine Frau an.
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